Eine lange Geschichte....

Über 60 Jahre OESE, das heißt im Jahre 2015: 62 Jahre "Christliches Amateurtheater"

Da sitze ich nun vor unserer Chronik, blättere darin und denke nach, wo die vielen Jahre nur geblieben sind. Erinnerungen werden wach. Gesichter und Rollen tauchen wieder auf.
Angefangen hat alles mit einer evangelischen "Jungen Gemeinde" und einem theaterbegeistertem Pfarrer.
Pfarrer Ladwig und Fräulein Meyer.

Wie haben diese 60 Jahre uns und die Zeit verändert.
Ein talentierter Spieler tauchte auf, Hermann Leder. Da er auch Pädagogik studierte, war er zum künftigen Leiter geboren. Die Erwachsenen übernahmen andere Aufgaben. So leitete Hermann Leder die Gruppe bis 2005. Seitdem ist Horst Mergel unser "Chef". Da aber die Gruppe in den "DDR-Zeiten" auch nach außen wirkte, fand sich Pfarrer Begrich als "spiritus rector". Er hat die Gruppe lange Jahre, bis zu seinem Tod unterstützt und auch geistlich betreut, ja sogar mitgespielt.
Da die Begeisterung sich auch auf seine Familie übertrug, waren wir in guten und den richtigen Händen. Diese Unterstützung war auch dringend notwendig, da sich der Staatssicherheitsdienst sehr bald erkundigte, was diese "Evangelische Spielschar" so alles auf die Bretter stellte. "Das ist nur das reine Evangelium mit anderen und modernen Ausdrucksmitteln"... so erklärte es Pfarrer Begrich den Herren und uns, wenn wieder mal ein "Besuch" von der Stasi bei ihm erfolgt war. Die evangelische Kirche Erfurts war also unser "Schutz und Schirm". Auch die Pröpste waren an unseren Aufführungen interessiert, bis heute, in die Neuzeit. Auch vom Bistum Erfurt, also von katholischer Seite erhielten wir Hilfe. Hans Donat von der kath. Medienstelle und Jochen Kaiser sind zu nennen. Letzterer schickte uns noch seine Kinder Christina und Johannes. die lange Zeit mitspielten, bzw. noch heute dabei sind.
In der Kath. Kirche gab es auch theaterbegeisterte Jugendliche, aber so eine Theatertruppe nicht. Also lag die "Ökumene" in der Luft. So wurde langsam aus der evangelischen eine "Ökumenische Spielschar" (ab 1980 dann Ökumenische Spielgemeinde).
Um 1970 zogen wir dann ins Johannes-Lang-Haus um. Es gab da 2 kleine Räume (die ehemaligen städtischen Entlausungsanstalten wurde gemunkelt), die wir selbst herrichteten. Wir konnten die Bühne im großen Saal für Proben und Aufführungen kostenlos nutzen. Ideale Bedingungen also.
Die Jahre vergingen, die DDR ebenfalls. Wir spielen immer noch.
Heute müssen Miete und Nebenkosten erbracht werden. Wir spielen immer noch ohne Eintritt (nur gegen Fahrgeld und eine Spende, nach Möglichkeit) um allen den Zugang zu unseren Spielen zu ermöglichen.
Die Kirchen (ev. und kath.) helfen. Herzlichen Dank für die Spenden mit denen wir, natürlich mit hohem Eigenanteil unsere Kosten bezahlen können.

Was die Stasi in 40 Jahren DDR nicht geschafft hat, die Gruppe zu unterwandern und zu zerstören muss auch in der Marktwirtschaft und in Freiheit Bestand haben können. Wir jedenfalls wollen weiterkämpfen, denn dieses Jahr wird der 60. Jahrestag gefeiert.
Was ist denn "künstlerisch alles so geschehen?
Auf dem "Spielplan" standen alle 3 Jahre ein "großes Spiel". Z.B. "Halleluja Billy"(1961 und 1971). Die älteren Erfurter werden dies noch in guter Erinnerung haben, Der Erfolg war überwältigend. 200 Zuschauer im großen Saal waren die Regel.
Stopp! Alles aufzuzählen wäre zu Lang. Wir haben eine Liste aufgstellt.
Vielleicht noch unsere Beiträge gegen "Rechts", in jüngster Vergangenheit: "Der Zug", "Die Mädchen aus Viterbio" und "Du sollst leben".
Wider das Vergessen der DDR-Realität mit SED- und Stasi-Aktivitäten spielen wir "Die Firma im Osten" (Firma im DDR-Sprachgebrauch für Stasi).

Auch lustige Ritterspiele gab es, und unsere Kabaretts. Das neueste heißt "Christliches Satirecafe".

In all den Jahren herrschte natürlich ein ständiges Kommen und Gehen, auch ein Wiederkommen.
Talente nutzten die Gruppe als Sprungbrett. So spielte Alexander Lang den ersten Billy 1961. Thomas Potzger war bei uns. Wir haben 2007 um ihn getrauert. Die Nennung Einzelner soll aber das Engagenment der anderen nicht schmälern. Über die Zeit sind es ca. 100 Mitstreiter gewesen.
Auch heute suchen wir junge Talente für Spiel, Musik und Regie. Dabei muss man nicht fertiger Spieler sein.

Beim Spielen haben wir alle auch viel fürs Leben gelernt und mitgenommen.

So... ich glaube, ich kann die Chronik guten Gewissens schließen und weglegen.

Mit Gottes Hilfe haben wir am 24.08.14 in Erfurt in der Begegnungsstätte "Kleine Synagoge" unser 60. Jubiläum gefeiert.
Zur Herbstwallfahrt 2014 der Katholiken Thüringens haben wir das surreale Theaterstück "Picknick im Felde" von Arrabal aufgeführt. Die Arbeit ging weiter.........2015 spielten wir "Die Wunderpille" eine Eigenproduktion. Der Aufwand des Vereins wurde zu groß, ein Umzug musste durch die Kündigung unserer Räume finanziert werden, die Einladungen der Gemeinden immer weniger, da wir durch unsere Festkosten zu teuer wurden. Auch berufliche und private Umstände zwangen einige aufzuhören. Die Konsequenz: wir mussten den Verein auflösen. Ein Freundeskreis will weitermachen.

Danke für Ihre jahrelange Treue....

Ich wünsche noch allen am Amateurtheaterspiel (oder Laientheaterspiel) Begeisterten Gottes Segen.

Michael Maiwald
Vorsitzender
Autor/Regie OESE)