Eine irr-reale Welt

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„Das ist die Irre von Chaillot“
„Eine Irre?“
„Wieso eine Irre? Ich sage nur, wie sie heißt. Wieso verrückt? Ich erlaube Ihnen nicht, sie zu beleidigen.“

Mit diesen Worten führt der französische Schriftsteller Jean Giraudoux (1882-1944) seine Titelfigur vor, und so lernten Freisinger Theaterfreunde die „Irre von Chaillot“ kennen, als „Opodeldok“ das gleichnamige Stück am 23. November 2006 erstmals auf die Bühne brachte.



Nach ihrem Erfolg mit Molières „Der Geizige“ 2006 im Februar ging es für die Laienspieler und für Regisseurin Barbara Hofmann gleich nahtlos über in die Probenarbeit für „Die Irre von Chaillot“. Da traf es sich gut, dass „Opodeldok“ regen Zuwachs erhielt, denn gleich im ersten Akt befand sich der Zuschauer in einer lebhaften Caféhaus-Szene und blickte in ein Kaleidoskop unterschiedlichster Gestalten und Typen.
Die Anforderungen an das Stück sind hoch, und deshalb war die Gruppe auch ein Wochenende bei Landau in „Klausur“ gegangen, um mit spontanen Rollenübungen und Improvisationsspielen tiefer in die hohe Kunst des Schauspiels vorzudringen.

In den Mittelpunkt seiner Handlung stellt Giraudoux die seltsame verschrobene Figur der Aurélie, die die einfachen Leute des Pariser Stadtviertels Chaillot als ihre „Gräfin“ verehren und umsorgen. Als brutale Geschäftsleute planen, die Stadt in die Luft zu sprengen, weil sie in unterirdischen Kanälen Erdöl vermuten, beschließt sie, auf ihre Weise „die Welt zur Vernunft“ zu bringen.

"Die Irre von Chaillot“, uraufgeführt 1945 in Paris, ist poetisches Schauspiel und modernes Märchen gegen Machtgier und materialistisches Streben, ein enthusiastisches Plädoyer für ein Miteinander in Güte und Freiheit – eine Geschichte von zeitloser Aktualität, die es wert ist, darüber nachzudenken. Die Theatergruppe „Opodeldok“ inszenierte sie frei nach Giraudoux’ Absicht: ohne erhobenem Zeigefinger, dafür ideenreich mit humorigem Charme und musikalischem Schwung.