Die dunkle Seite in uns

Schauen wir in die Fernsehzeitung, können wir uns vor lauter Krimis gar nicht retten. Und doch sehen wir gerne hin, wenn‘s mörderisch spannend wird. Offenbar sind wir ja interessiert, einen Blick auf die dunklen Seiten unseres menschlichen Seins zu blicken. Mit im Spiel sind moralische Grundsätze, gesellschaftliche Regeln und die Frage, was ist denn Gerechtigkeit? Rechtfertigt Ungerechtigkeit selbst Hand zur Gerechtigkeit zu legen? Und können wir uns sicher sein, immer im Leben „auf der richtigen Seite“ zu bleiben?

Wenn es um schuldhafte Verstrickungen geht, die Leben zerstören, wenn Fehltritte vertuscht werden sollen, wenn die dunkle Seite in uns erwacht…… Ja, so ein Krimi kann ganz schön in die (eigene) Tiefe gehen.

Aber schauen wir nicht gerne auch „von außen“ in Abgründe? Sind neugierig, fiebern mit, wollen uns ein bisschen gruseln, lieben die Spannung, ziehen unsere eigenen detektivischen Schlüsse?

Und wenn dann noch die typischen Agatha Christie-Charaktere für die extra Portion Unterhaltung sorgen...



Träume sind gewöhnlich bunt. Unser Traum war schwarz-weiß. Wir träumten davon, einen Krimi in schwarz-weiß zu spielen. Einen Krimi von Agatha Christie. Die ersten Krimigeschichten dieser berühmten englischen Schriftstellerin wurden ja anfangs noch schwarz-weiß verfilmt. Als wir uns frohgemut ans Werk machten, ahnten wir noch nicht, was es bedeutet, alles in Grautönen auszustatten. Wir haben die unglaublichsten Dinge aufgetrieben, und wir hatten einen Riesenspaß dabei, die Effekte auszuprobieren.





Damit es allerdings im Kopf unserer Zuschauer nicht ganz grau werden sollte, hatten wir uns der modernen Fernsehwelt angepasst und die Krimiszenen mit Werbe-Einspielungen unterbrochen. Und die waren schön bunt....



Ein neuer Titel musste her

„Und dann gab’s keines mehr“ ist der 26. Kriminalroman von Agatha Christie (1891-1976). Er erschien 1939 unter dem Titel „Ten Little Niggers“. In diesem Roman sterben nacheinander zehn Menschen, die in ihrem Leben in ungeklärte Todesfälle verwickelt waren. Der Roman ist mit bis heute 100 Millionen gedruckten Exemplaren das meistverkaufte Werk Agatha Christies.
Als 1940 der Roman in den USA verkauft werden sollte, gab es Bedenken: Dort wären die Leser mit schwarzer Hautfarbe verärgert worden. Sie waren zwar politisch und gesellschaftlich diskriminiert, aber als zahlende Kunden gern gesehen. Das Buch bekam einen anderen Titel: „And Then There Where None“.

In Deutschland war der Roman bis 2002 unter dem ursprünglichen Titel erhältlich. Nach Protesten gegen eine Aufführung erwirkte die Antidiskriminierungsstelle der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover bei den Agatha Christe-Eben in London den Titel, unter dem wir es gespielt haben.