Mitten im französischen Hochbarock

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Wenn Franzosen etwas
urkomisch finden, sagen sie:
"C'est du pur Molière!"
[Das ist ja reiner Molière!]


Zur Faschingszeit 2006 schlüpften wir in Kostümierungen des französischen Hochbarock und zeigten das Stück
„Der Geizige“ von Molière.

Der Inhalt: Im heruntergewirtschafteten Haushalt des Geizhals Harpagon haben seine Kinder schwere Not: Elise und Cléante kommen weder in Geld- noch Gefühlsangelegenheiten gegen ihren Vater an. Elise soll den reichen alten Witwer Anselme heiraten, der sie ohne Mitgift nehmen würde. Doch sie liebt Valère, der sich als Hausverwalter bei Harpagon eingeschlichen hat und diesem nach dem Munde redet und so versucht seine Pläne zu beeinflussen. Und Cléante liebt Mariane, die der Vater allerdings auch für sich beansprucht. Schier außer sich gerät Harpagon, als er den Diebstahl seiner Geldkassette feststellen muss...
Molière gilt als Schöpfer der französischen Charakterkomödie. In nur 18 Jahren hat er 20 Stücke geschrieben, in denen er selbst häufig die Hauptrolle übernahm. Geboren wurde er als Jean-Baptiste Poquelin, vermutlich am 14. Januar 1622 in Paris.17. Er war Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker und gilt den Franzosen als einer ihrer großen Klassiker und vielen als ihr größter Autor überhaupt. Seine Bahn brechende Leistung bestand darin, die Komödie zu einer der Tragödie potenziell gleichwertigen Gattung zu machen und das Theater zumindest für einige Jahre zum Diskussionsforum für gesellschaftlich-menschliche Probleme zu erheben. Seine bekanntesten Stücke sind:
Schule der Frauen, Tartuffe, Der Geizige, Der Bürger als Edelmann, Der Menschenfeind, Der Arzt wider Willen und Der eingebildete Kranke.
Kurz nach der vierten Aufführung des „Eingebildeten Kranken“ mit ihm in der Hauptrolle starb Molière am 17. Februar 1673 in Paris an Tuberkulose.
„Der Geizige“ lebt von Reminiszenzen der Commedia dell’Arte, in deren Stücken immer wieder feststehende Personentypen komischen Charakters auftauchten. Dass sich die Dramaturgie der Commedia dell'Arte auch in Comics wieder findet, gab uns nicht allein die Idee, aus dem Geizigen eine „Commedia comi(c)que“ zu machen. Gibt es nicht frappante Ähnlichkeiten zwischen Harpagon und jenem schwerreichen Onkel in Entenhausen, der gar so gerne in seinem Geld schwimmt und dessen Geiz seinen Neffen Donald oftmals in schiere Verzweiflung treibt?!

Regisseurin Barbara Hofmann: Es ist ein eigenartiges Phänomen, dass die Menschen gerade dann am meisten lachen, wenn sie unverblümt und direkt die Schwächen ihrer mitmenschen vor Augen geführt bekommen - wieweit sie ihre eigenen darin erkennen, wollen wir einmal dahin gestellt sein lassen. Molière nun ist ein gnadenloser Aufdecker von Schwächen aller Art, besonders liebt er Hypochondrie und Dummheit, Gefallsucht und Schmeichelei bzw. die Anfälligkeit dafür, Frömmelei und unter anderem eben auch den Geiz".