Figaro DORT! Figaro DA! Figaro DORT!....... la la la la

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DORT in der temperamentvollen Arie aus Rossinis „Il Barbiere Di Siviglia“, DA in Mozarts „Le Nozze Di Figaro“. Erfinder des Figaro ist allerdings Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732-1799), der der Figur eine Komödien-Trilogie widmete. Doch nicht nur berühmte Komponisten ließen sich von dem trickreichen wie gewitzten Frisör inspirieren, auch Ödön von Horváth (1901-1938) war von ihm und dem Stoff, aus dem Beaumarchais seine Geschichten strickte, angetan.
Und Horváths Komödie „Figaro lässt sich scheiden“ wiederum hat es uns angetan: Uns gefällt die Figur des Figaro, dieser wandelbare Charakter in seinem taktischen Lavieren auf dem Weg nach Zufriedensein, auf der Suche nach Sesshaftigkeit, auch bereit, das seine dazuzulernen.

Friederike Eckstädt als die unglücklich verheiratete Susanne, auf die der Forstadjunkt (Philipp Metzner) ein Auge geworfen hat. (Foto: Henze)

Und dann ist da die herausfordernde Balance des Tragischen und Komischen in diesem Stück: Horváth hat seine Komödien unter dem Titel „Komödie des Menschen“ zusammengefasst, „eingedenk der Tatsache“, wie er zitiert wird, „dass im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist.“ So ist „Figaro lässt sich scheiden“ ein ernsthaftes Bühnenstück, doch es amüsiert in der konturreichen frohgemuten Zeichnung von so gänzlich unterschiedlichen Charakteren, die da aufeinander prallen.
Horváths Handlung beginnt einige Jahre nach Beaumarchais’ „Hochzeit des Figaro“. Der Kammerdiener Figaro, seine Frau Susanne, der Graf und die Gräfin Almaviva müssen vor der Revolution ins Exil fliehen. Je länger ihr Aufenthalt dort andauert, desto weniger allerdings finden sie sich zurecht. Noch im sozialen Abstieg lebt der stolze Graf weiter in einer feudalen Scheinwelt, in der Figaro nicht mehr „mitspielen“ will und eine „unabhängige Zukunft“ plant. Tatsächlich wird er wieder ein angesehener Barbier, doch vernachlässigt er seine Frau, die sich so sehnlich ein Kind wünscht.


Figaro (Philipp Schreyer) ist genervt von der unbedarften Gräfin (Petra Schwarz-Selinger).
Er hat Zukunftspläne, die Susanne so gar nicht passen. Fotos: Robert Lang

Figaro trifft bei Fanchette (Hanna Weiß), ihrem Mann Pedrillo (Alexander Kampmeier)
und ihrem Vater Antonio (Andreas Bochinski) auf wenig Wiedersehensfreude.

Das Stück „Figaro lässt sich scheiden“ ist nicht allein zeitlos, weil es das „verflixte siebte Jahr“ einer Ehe zeichnet. Die Themen Revolution und Emigration sind nicht auf eine bestimmte historische Zeit festgelegt. Horváth richtet das Augenmerk auf die Hoffnungen, Träume und Lebensideale des einzelnen Menschen, ausgesetzt im Spannungsfeld großer ideologischer Auseinandersetzungen. Er bleibt dabei ganz unpolitisch und lässt so immer zeitnahe, gegenwärtige, wenn nicht gar künftige Bezüge zu.

Die Menschen sind es, die Horváth interessiert betrachtet, gleich, auf welcher Seite sie stehen. Wenn sich der österreichische Dramatiker zu einer bestimmten Politik bekennt, dann, wie ihm nachgesagt wurde, „zur Politik der Menschlichkeit“.
„Figaro lässt sich scheiden“ ist auch eine Zeichnung der Fehlbarkeit des Menschen, und ein Appell, sich zu dem zu bekennen, wer man wirklich ist.


Graf: Ist denn die Revolution zu Ende?

Figaro: Im Gegenteil, Herr Graf. Jetzt erst hat die Revolution gesiegt, indem sie es nicht mehr nötig hat, Menschen in den Keller zu sperren, die nichts dafür können, ihre Feinde zu sein.


Und das schrieb die Presse über die Premiere.